Historischer Rundweg Hugsweier Station 10: Flugplatzbau – gravierender Einschnitt in die Hugsweierer Dorfgeschichte
Hugsweier auf einem Gemälde von Wilhelm Wickertsheimer
Früher führte die Straße, die nach Straßburg ging, mitten durch den Ort. Der Bau des Flughafens im Jahr 1952, durch die Republik Frankreich, riegelte Hugsweier nach Westen und Norden ab, der Durchgangsverkehr wurde umgeleitet.
Straßenverbindungen und Hugsweierer Wald im Jahr 1879
Anfang November 1951 forderten die Vermessungsingenieure beim Forstamt Holzhauer an, die mit Motorsägen Sichtlinien durch den Gemeindewald Hugsweier durchhauen sollten. Bürgermeister Hierlinger verweigerte im Einvernehmen mit dem Forstamt jede Unterstützung. Die Vermessung ging dennoch ungebremst weiter. Zwölf deutsche Baufirmen erhielten von den französischen Streitkräften Pläne und Ausschreibungsunterlagen, Anfang Dezember wurde der Termin zur Gebotsabgabe festgesetzt. Ende Dezember liefen Verhandlungen mit der Baufirma Hochtief, die den Zuschlag für die Abholzung des Hugsweierer Waldes erhalten hatte. Hochtief gab diesen Auftrag an den Gartenbauarchitekten Leiste aus Essen weiter, der als Abtriebsunternehmer am 14. Januar 1952 mit den Arbeiten begann. Zuvor war an sechs Gemeinden ein Rundschreiben des Forstamts ergangen, in dem diese aufgefordert wurden, alsbald Holzhauer zum Einschlag abzuordnen. Unter großem Maschinen- und Menschenaufwand wurde - auch nachts und an Sonntagen - bis März 1952 der gesamte Hugsweierer Wald bis auf wenige Reste abgeschlagen. Die Bäume wurden nicht gefällt, sondern mit motorgetriebenen Seilwinden umgelegt. Zu diesem Zweck stieg man auf eine Leiter, legte dem Stamm in einer bestimmten Höhe die Drahtschlinge um, dann wurde der Stamm samt der Wurzel umgelegt. Anschließend trennte man mit der Motorsäge den Stamm von der Wurzel. Ein Traktor zog ihn sofort aus dem Gelände. Das Forstamt setzte Holzmacherkolonnen aus Hofweier, Kippenheimweiler, Ottenheim und Schweighausen ein, um das Holz so gut wie möglich zu verwerten. Den Schlussakt bildete ein „Hugsweierer Waldbegräbnis“, zu dem das Forstamt die beteiligten Holzmacherkolonnen und Forstleute in den Hugsweierer Löwen eingeladen hatte. Bürgermeister Friedrich Hierlinger begrüßte die Anwesenden und schilderte die Vorgänge, die zum Untergang des Hugsweierer Auewalds geführt hatten. Er betonte, er komme sich wie ein Teilnehmer bei einem Leichenschmaus vor, der einem Toten einen Nachruf zu halten habe. Leider seien alle Bemühungen, den Wald zu retten, fehlgeschlagen.
Das abgeschnittene Dorf Hugsweier
Quelle: Arbandt
Von dem über 70 Hektar großen Hugsweierer Wald blieben neun Hektar übrig. Die militärische Nachbarschaft hat dem Dorf neben der zunächst großen Lärmbelästigung auch einige Vorteile gebracht, wie die Wasserversorgung, den Anschluss an die Kläranlage, den Bau der Kanalisation und einen erhöhten Zuspruch bei den örtlichen Gastwirtschaften. Aber das Dorf wurde von den Verkehrsströmen abgeschnitten und verlor 204 Hektar seiner ohnehin kleinen Gemarkung.