Blick auf Hugsweier mit Kirchturm

Historischer Rundweg Hugsweier Station 2: Rathaus

Ortsverwaltung Hugsweier, Gebäude mit Glockenturm.
Rathaus Hugsweier
Quelle: Stadt Lahr/Dr. Walter Caroli

Bis in das 19. Jahrhundert hinein hatte Hugsweier kein Rathaus. Ratssitzungen, Bürgerversammlungen, Versteigerungen und andere öffentliche Veranstaltungen fanden im Stubenwirtshaus (Gasthaus zum Pflug dann Gasthaus zum Löwen) statt. Die Akten ruhten in den Privathäusern des Schultheißen (Vogt, Bürgermeister), des Heimburgers (oberster Verwaltungsbeamter) und des Rechners. Als die Verwaltungsvorgänge zunahmen, wurde das in den 1820er-Jahren erbaute einstöckige Wachthaus zum Rathaus umfunktioniert. Das Wachthaus  wurde später verkauft und dann aufgestockt und umgebaut. Es steht schräg gegenüber vom ehemaligen „Löwen“.

Das Rathaus im heutigen Zustand

In den 1870er-Jahren des 19. Jahrhunderts verhielt man sich in der Rathausfrage noch abwartend. Laut Bericht des Ortsbereisungsprotokolls vom Oktober 1874 waren die Lokalitäten im alten Rathaus - Ratszimmer, Archiv, Wachstube, Arrestzelle und Spritzenhausraum - in gutem Zustand. Es fehlte allerdings ein Versammlungsraum, und das Gefängnislokal war nicht heizbar. Deshalb wurde empfohlen, letzteres mit einem Ofen, aber auch mit Strohsack und Decken auszustatten, und da das schräg gegenüber liegende Stubenwirtshaus (Gasthaus zum Löwen) den fehlenden Saal anbieten konnte, sollten vor einem Rathausbau erst einmal dringlichere Angelegenheiten, wie die Verlegung des Friedhofs und die Verbesserung der Ortsstraßen angegangen werden. Erst Bürgermeister Karl Rubin III brachte Dynamik in die Rathausfrage. Die Räumlichkeiten der Ortsverwaltung wurden jetzt als unzureichend, das Gebäude des alten Rathauses als baufällig bezeichnet. Gleich in der ersten von ihm geleiteten Gemeinderatssitzung am 18. Februar 1889 ging es um den potenziellen Erwerb des an der Hauptstraße liegenden Anwesens des Karl Kauf, das am 22. jenes Monats zum Verkauf anstand.

Am Tag darauf gab der Bürgerausschuss grünes Licht für den Ankauf und so konnte in der Gemeinderatssitzung am 25. Februar 1889 der folgende Beschluss gefasst werden: Der Ankauf des Karl Kaufschen Anwesens, Haus mit Ökonomiegebäude wurde heute laut Kaufvertrag für die Gemeinde erworben für die Einrichtung eines Rathauses und Herstellung eines Farrenstalls um die Summe von 5 800 Mark.

Lageplan zum Neubau von Rathaus und Farrenstall

Lageplan vom Neubau der Ortsverwaltung Hugsweier
Lageplan Ortsverwaltung Hugsweier
Quelle: Stadt Lahr/Dr. Walter Caroli

Planskizze 1889, Vorderansicht des Rathaus Neubaus

Plan mit Vermassung des Rathauses Hugsweier
Plan Vorderansicht Rathaus Hugsweier
Quelle: Stadt Lahr/Dr. Walter Caroli

Zur Finanzierung des Baus von Rathaus und Farrenstall wurde bei der Sparkasse in Lahr ein Darlehen in Höhe von 28 000 Mark aufgenommen, die staatliche Genehmigung hierfür erhielt die Gemeinde am 18. Mai 1889. Abgesehen von den Zinsen mussten fortan von der Darlehenssumme jährlich mindestens 700 Mark abbezahlt werden.

Grundriss des ersten Obergeschosses

Planskizze vom ersten Obergeschoss des Rathauses in Hugsweier
Plan erstes Obergeschoss, Rathaus Hugsweier
Quelle: Stadt Lahr/Dr. Walter Caroli

Im Mai 1889 wurde ein Schopf des Kaufschen Anwesens für 130 Mark versteigert und man einigte sich, das Wohnhaus herzurichten und etagenweise zu vermieten. Außerdem beschloss der Gemeinderat, zwischen Rathaus und Farrenstall eine Tabakverwiegestelle zu platzieren. Das nicht mehr gebrauchte alte Rathaus wurde 1892 verkauft und mit dem Erlös in Höhe von 1 405 Mark die durch den Neubau des Rathauses entstandene Gemeindekapitalschuld etwas abgetragen.

Grundriss und Vorderansicht des Farrenstalls

Planskizze Grundriss und Ansicht Farrenstall, Rathaus Hugsweier
Plan Farrenstall Rathaus Hugsweier
Quelle: Stadt Lahr/Dr. Walter Caroli

Sehr zufrieden war die vorgesetzte Behörde über das Erscheinungsbild des fertiggestellten Rathauses. Das Gebäude mache einen freundlichen Eindruck und sei zweckmäßig eingerichtet; die vorhandenen Räumlichkeiten seien hell und luftig. Im unteren Stock befanden sich das Ratszimmer, ein Raum für besondere Veranlassungen wie Trauungen und anderes mehr sowie die Nachwache, zwei Arrestlokale und die Gemeinderegistratur mit feuersicherem Archiv. Im oberen Stockwerk sei der geräumige Bürgersaal nebst einem Vorzimmer. Der Neubau werde, so die zusammenfassende Beurteilung des Lahrer Amtes, für eine lange Reihe von Jahren jeglichen Ansprüchen genügen können.